26/5/21
Replik auf:
BLICK
Der immer gleiche BLICK auf Brian

Altbekanntes Framing

Brians Fall geriet vor allem durch die skandalisierende Konstruktion und Reproduktion des Falls «Carlos» in die massenmediale Öffentlichkeit. Dieses Framing wurde hauptsächlich von der Boulevardzeitung «Blick» verbreitet. Das Resultat dieser problematischen Deutungsmuster lässt sich (auch nach Auffassung von Rechts- wie Medienexpert:innen) in der dominant negativen öffentlichen Meinung zum Fall und der Rechtsprechung zu Lasten von Brian abgelesen werden.

Der BLICK nutzt auch in diesem neuesten Artikel altbekannte Deutungsmuster, trotz der mehrfachen, öffentlichen Kritik gegenüber dieser Form der Berichterstattung.

Die BLICK Repräsentation von Brian Keller

Dominant sind zwei Themen bzgl. Brian: die (nur) von ihm ausgehende Gewalt sowie die Frage nach einem Therapiebedürfnis.

Die relative kurze Abhandlung dieser beiden Themen zeigt eine gängige, dem Blick typische Darstellung von Brian. In jedem Absatz finden sich Begriffe, Nomen und Adjektive, die Brian deutlich als unkontrollierbare Gefahr und unverbesserlicher Straftäter konstruieren.

Seine psychische Gesundheit wird auf ein «wesenhaftes» Defizit reduziert: Durch die Nennung einer negativen Auffälligkeit in Brians Kindheit, wird impliziert, dass Gewalt schon länger ein Problem für/von Brian war.

Ungleich verteilte Sprecher:innen-Positionen

Allgemein finden sich im Artikel keine deutlichen oder differenzierten Sprecher:innen-Positionen. Während aber Brian als Objekt im Artikel viel Raum findet, wird ihm kaum eine differenzierte Subjektposition geboten. Seine Perspektiven bzgl. des vor Gericht diskutierten Sachverhalts wird kaum wiedergegeben. Brians rechtliche Vertretung wie auch die staatsanwaltschaftliche Position sind sichtbar – allerdings (sicherlich auf Grund der Kürze des Artikels) nur oberflächlich.

Dieser Artikel überrascht also inhaltlich nicht. Trotzdem ist es fundamental wichtig, diesen Stil der Berichterstattung konstant und sichtbar zu kritisieren. Wie bereits von mehreren relevanten Akteuren aufgezeigt, kann die konstante Reproduktion solcher undifferenzierten und skandalisierenden Deutungsmuster eine differenzierte, nachhaltige öffentliche Debatte sowie eine faire, menschenwürdige Rechtsprechung verhindern.