Man nehme den Fall eines jungen Mannes, der früh mit dem Gesetz, an der Schule, in Erziehungsinstitutionen in Konflikt geraten ist. Hochkomplex. Schwierig. Persönlich. Für die 20 Minuten in erster Linie eine Story, die Clicks verspricht: Gewalt, Tragik und ein Hauch von Skandal. Das Rezept ist bestens bekannt und hat im Fall der “Carlos”-Hetzkampagne nicht nur Menschenleben zerstört, sondern auch Millionen in die Kassen der verantwortlichen Medienhäuser gespült. Das ist auch der Redaktion der 20 Minuten nicht entgangen. Noch heute wird dankbar auf der Vorarbeit aus dem “Fall Carlos” aufgebaut. Ohne dass inhaltlich irgendein Zusammenhang besteht, titelt sie über einem komplett anderen Fall das Buzzword “Carlos”, stellt ein Bild von Brian dazu und hofft auf das nächste Million-Dollar-Clickbait-Baby.
(...)wird D.B. zweiter Fall Carlos?
Die Antwort auf diese unheilvolle Frage lautet also: Ja, wenn es nach der 20 Minuten geht schon. Denn eines sei hier klargestellt. “Carlos” und Brian sind keine Synonyme. “Carlos” ist ein Pseudonym, das fremdenfeindliche Ressentiments anspielt, und aufgeladen ist mit rassistischen Stereotypen. Der “Fall Carlos” ist ein Fall von medialer Skandalisierung, politischem Opportunismus und rassistischer Berichterstattung - auch von Medien der TX-Gruppe. Dass man bei 20 Minuten heute versucht, mit einem anderen Einzelschicksal an die gleichen Narrative anzuschliessen, liegt daran, dass sich manche Dinge nie ändern:
“Carlos” sells.
Boulevard doesn’t give a fuck.
Rassistisch und unreflektiert - damals wie heute.
Ps.: Doch der “Fall Brian” ist ein Fall von Folter, Justizversagen und Menschenrechtsverletzungen und hat nichts mit “D.B.” zu tun. Dies wurde nach einer Intervention von Brians Anwalt auf der 20Minuten-Website richtiggestellt. Immerhin.